Klangfarben des Märchenlandes – Audiovisuelles Storytelling mit Kindern in Neuköllner Geflüchteten-Unterkunft

Deniz | 5. Mai 2024

von Carlos und Deniz

Mit “Klangfarben des Märchenlandes” realisierten Carlos und Deniz bereits zum zweiten Mal in Kooperation mit dem talentCAMPUS Neukölln ein integratives interdisziplinäres Kunstprojekt, das zusammen mit syrischen und afghanischen Kindern und Jugendlichen in der GU Haarlemer Weg stattfand. Durch die Verbindung von Bild, Klang und Storytelling fanden die Kinder in einem zweiwöchigen kreativen Prozess als Team zusammen. Dabei konnten sie künstlerische audiovisuelle Erfahrungen machen, während sie gleichzeitig deutsche und arabische Märchentexte und Geschichten hörten.

Klänge Spielen und Formen 

In der ersten Woche setzten wir den inhaltlichen Fokus auf Musik und Sounddesign. Wir stellten den Kindern verschiedene Musik-Apps vor: mit dem Beat Sequencer in Garageband lernten sie die Basics von Grooves und Patterns Elektronischer Musik kennen, während wir mit dem virtuellen analogen Drum-Set (ebenfalls ein Instrument in garageband) in der Gruppe Echtzeit-Rhythmen improvisierten. Die App Thumbjam nutzten wir -wie bereits im Vorjahr- für Gruppen-Improvisationen von Melodien, bei denen die Kinder unterschiedliche selbst erfundene Melodien komponierten und dabei auch die Idee eines Ensembles und die Rolle einer Dirigentin einnehmen konnten. Mit der Sampler-App Koala nahmen sie Umgebungsgeräusche auf und beschäftigten sich mit den Möglichkeiten des Samplings, was das Fundament für die Vertonung des Storytellings in der darauffolgenden Woche legen sollte. Jeden Tag lasen wir gemeinsam bebilderte arabische und deutsche Märchenbücher, die von der zweisprachigen Abiturientin Celin, die das Projekt ehrenamtlich und mit vollem Elan unterstützte, übersetzt wurden.

Bilder Malen, Figuren Kneten, Charaktere Erfinden

In der zweiten Projektwoche standen die bildnerische Gestaltung und das Erfinden eigener Geschichten im Vordergrund. Dafür malten die Workshop-Teilnehmer*Innen zunächst frei Bilder und formten danach Figuren aus Knete, aus denen sie anschließend eigene Märchen-Charaktere und kurze Geschichten entwickelten. Zuletzt suchten wir zu den Geschichten passende Geräusche, nahmen sie auf und vertonten alles mit den eigens aufgenommenen Samples unter Verwendung der Audioeffekte in der App Koala.

Audiovisuelle Ebooks und multimediale Ausdrucksformen

Als Ergebnis des Projekts stehen zwei audiovisuelle E-Books, die die künstlerischen Arbeiten und Geschichten der Teilnehmer als Gruppe zusammenfassen und repräsentieren (Zum Angucken und Anhören der Ebooks die folgenden Titel-Links anklicken):

“Die zwei Schwestern und die viergeteilte Welt”

 “Bela, Mira und Hamada”

Das Projekt “Klangfarben des Märchenlandes” ermöglichte es uns, eine künstlerisch spielerische Praxis mit Sprache zu kombinieren und somit die teilnehmenden Kinder auf mehreren Ebenen zu fördern. Ihre Ergebnisse zeugen nicht nur von kindlicher Fantasie, sondern teilen darüber hinaus auch Aspekte einer anderen Kultur mit.

Es zeigte sich, dass die Auseinandersetzung mit verschiedenen Ausdrucksformen und dabei vor allem die Einbindung der bildenden Künste eine Bereicherung für unsere musikalischen Vermittlungskonzepte darstellt. Das Malen und Basteln stellt inhaltlich und methodisch ein interessantes Gegengewicht zur Arbeit mit den digitalen Musiktools dar. Zuerst, weil es eine komplett andere Motorik bedingt und darüber hinaus weil Kinder mit einer ganz anderen Selbstverständlichkeit frei, intuitiv und selbstbestimmt basteln und malen. Die digitalen Musiktools wiederum ermöglichen gruppendynamische Improvisationen und künstlerische Teamarbeit, die so beim Malen und Kneten eher nicht stattfindet.

Das Projekt fand im Rahmen des talentCAMPUS der VHS Neukölln statt und wurde gefördert von Kultur macht stark, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Deutschen Volkshochschulverband.

 

 

 

..ist als Komponist und Sounddesigner im Bereich der experimentellen elektronischen Musik sowie Live-Elektronik tätig. Er ist Mitgründer und Lehrkraft von lev-berlin, die innovative Konzepte zur Vermittlung elektroakustischer Musik, Musikprogrammierung und Instrumentenbau anleiten. Seit 2016 ist er bei app2music e.V. aktiv: für Kinder und Jugendliche organisiert und leitet er dort Workshops zu den Themen „Komponieren und Improvisieren mit Apps“, „Experimentelle Musik“ sowie „Sounddesign für Film und Games“.  Für Musiklehrer und Pädagogen führt er Fortbildungskurse rund um das Thema „Musizieren mit Apps im Musikuntericht“ durch.



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