Beats aus Geräuschen – Kooperatives Komponieren an der Toulouse-Lautrec-Schule
von Elmar und Deniz
In der heutigen Welt bieten Musikapps viele Möglichkeiten, selbst kreativ zu werden und Musik eigenständig zu gestalten. Ein von app2music initiiertes Projekt, in dem aus Alltagsgeräuschen Beats komponiert wurden, fand im März zusammen mit den Schülern und Lehrern der Toulouse-Lautrec-Schule statt. Die Toulouse-Lautrec-Schule Berlin ist eine gebundene Ganztagsschule mit Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung. Gefördert wurde das Projekt von der Berliner Sparkasse im Rahmen von Gemeinsam für Berlin.
Die Geräusche der Umgebung als Basis für Beats
Eine der Hauptideen des Projekts war die Verwendung von Field-Recordings zur Erstellung von Musik und Sounddesign. Am ersten Tag vertonten die Teilnehmenden einen Stummfilm, für den sie erste eigens aufgenommene Field-Recordings verwendeten und diese zu den Filmbildern anpassten. Eine Performance davon wurde live in der Klasse vorgeführt. Die Schüler*innen waren sehr motiviert, sodass wir als Gruppe eine weitere gemeinsame Performance mit den besten Sounds jeder Gruppe veranstalteten.
Am zweiten Projekttag sammelten sie weitere Geräusche aus ihrer Umgebung, um diese im Anschluss zu schneiden und zu bearbeiten. Die daraus entstandenen Samples verwendeten sie als Grundlage für die Komposition eigener kurzer Beats. Dabei ging es zunächst um das Improvisieren mit den Geräuschen -sowohl beim Aufnehmen als auch in der Nachbearbeitung mit der App. Ziel war die Erstellung erster rhythmischer Beat-Strukturen aus den Geräuschen. Als Beispiel hier ein Beat-Fundament von Jordan und Philippe aus ihren Field-Recordings eines Bouncing Balls und metallischen rückwärts abgespielten Klängen:
Patterns und Songstrukturen
Aus unterschiedlichen kurzen Patterns formten die Jugendlichen die Struktur ihrer finalen Tracks. Das Angebot Library Samples hinzuzufügen, erweiterte dabei ihre klanglichen Möglichkeiten erheblich. Hier die gut hörbare Mischung aus eigens aufgenommen Sounds mit hinzugefügten Library Samples im finalen Beat von Hamudi, Dean und Leon:
Musik Verstehen durch Aktives Hören
Neben der praktischen Umsetzung lernten die Teilnehmenden auch die Grundlagen von Songstrukturen unterschiedlicher Musikgenres kennen: Wie baut man einen Song bzw. Beat auf? Welche Elemente gehören dazu? Wie verändert man deren Anordnung in der Zeit? Wie entsteht Dynamik und Spannung in der Musik? Um diese Dinge besser zu verstehen, hörten wir zunächst die Lieblingslieder der Schülerinnen und analysierten diese. Dabei achteten wir vor allem darauf, wie ein Stück Musik im Laufe seiner Spielzeit dynamische Veränderung erfährt. Gängige Muster sind z.B. das Hinzufügen oder Entfernen einzelner Sound-, Rhythmus- oder Melodie-Elemente nach 4, 8 oder 16 Takten (sogenanntes 4-Takt-Schema). Auf dieser Grundlage strukturierten und arrangierten die Schüler*innen ihre eigenen Beats. Hier der finale Beat von Akira und Francesca:
Kooperatives Komponieren
Zwischen den praktischen Arbeitsphasen hörten wir gemeinsam die Zwischenstände aller Beats. Dabei gaben sich die Jugendlichen gegenseitig produktives Feedback. Die musikalische Arbeit an Tablets mit Musikapps eignet sich gerade für Schüler*innen, die körperlich motorische Schwierigkeiten haben, gewisse akustische Instrumente zu spielen. Ein virtuelles App-Schlagzeug benötigt im Vergleich zu einem akustischen keinen besonderen Kraftaufwand. Das Arbeiten in kleinen 2er Teams innerhalb einer überschaubaren Klassengröße kam sowohl den Jugendlichen als auch den beiden Workshopleitern zugute, die so die Gruppenarbeit individueller begleiten konnten. Am Schluss des dreitägigen Workshops präsentierten die Jugendlichen die fertigen Songs und speicherten sie stolz auf ihren eigenen Smartphones.
Future Beats
In den drei intensiven Tagen versuchten wir den Jugendlichen diverse Grundlagen für das Komponieren von Beats mit Field-Recordings zu vermitteln. Für den Anfang wird lediglich ein wenig theoretisches und technisches Wissen benötigt, um loszulegen. Durch aktives Hören bereits bestehender Musik können Jugendliche musikalische Strukturen gut nachvollziehen und das gewonnene Wissen beim Komponieren eigener Musik gleich nutzen. Musikmachen -vor allem mit digitalen Tools- ist keine exklusive Kunst. Zum Abschluss noch der finale Beat von Lovis und Amadeus:
-Quelle aller in diesem Blogartikel verwendeten Fotos: https://www.toulouse-lautrec-schule.de/app2music-projekttage/
[…] Einen ausführlichen Bericht über das Projekt gibt es von den beiden Projektleitern auf der Seite von app2music. […]