„Man muss ja irgendwie weiter machen!“ – Online-Hörspiele in Corona Zeiten

Julian Quack | 17. März 2021

Vor knapp einem Jahr, in der Anfangsphase der Pandemie, entwickelten MusikerInnen und Beteiligte aus unserem Projekt „app2music_DE“ detaillierte Leitfäden zur Durchführung von Online-Musikangeboten. (Die Leitfäden finden sich in unserem Beitrag: Online-Musikprojekte – Konzeptideen für Workshops) In dieser Serie möchten wir euch eine Auswahl gelungener Projekte vorstellen, die auf den genannten Konzepten basieren oder aber ganz eigene Wege gehen um die aktuellen Herausforderungen zu meistern.

Auf einen Schlag

Für diesen Beitrag richtet sich unser Blick nach Köln, wo wir mit unseren beiden Bündnispartnern – dem Gürzenich Orchester und der AWO Köln – eine Online-Workshopreihe anbieten. Unter dem Arbeitstitel „Verloren in der digitalen Wüste“ schreiben die Kids ihr eigenes Hörspiel und vertonen es mit Sprache, Musik und Klängen. Da ein Besuch beim Orchester sich momentan ja als etwas schwierig gestaltet, kam ein kleiner Teil des Orchesters kurzerhand zu den Kids in das Online-Format….

Leicht zu verwechseln: Xylophon, Marimba, Vibraphon

„Verloren in der digitalen Wüste“ wurde von Uwe Nitz (app2music_DE Musiker) & Frédéric Larue (AWO Jugendzentrum August Bebel Haus) entwickelt und findet unter ihrer Leitung einmal wöchentlich auf unserem app2music_DE-Discord-Server statt. Mit Hilfe der Sprachnachricht-Funktion, die in allen gängigen Smartphones vorhanden ist, und der plattformübergreifenden Software Bandlab, lassen sich geschriebene Texte einsprechen und anschließend in Bandlab weiter bearbeiten. 

Einfach mal selber machen

Für die Untermalung des Hörspiels, das von einer Gruppe Jugendlichen handelt, die während eines Kinobesuchs in eine andere Dimension teleportiert werden, müssen neben den Dialogen natürlich auch noch viele weitere Klänge aufgenommen werden. Einige der Teilnehmenden sind dafür mit offenen Ohren durch ihre Nachbarschaft gezogen und haben passendes Tonmaterial gesammelt. Um dem Ganzen noch ein bisschen Abwechslung zu verpassen hat Nina Paul (Ohrenauf! – Gürzenich Orchester)  kurzerhand den Schlagzeuger Uwe Mattes eingeladen, der momentan eine Akademiestelle beim Orchester hat:

Per Videokonferenz gab es eine ausführliche Tour durch die Instrumentenkammer der Schlagzeugabteilung. Neben bekannten Instrumenten wie der Pauke, einem Schlagzeug-Kit oder der Triangel, gab es einiges an Kuriositäten zu entdecken. Donnerblech, Löwengebrüll und Windmaschine kannten die wenigsten der Teilnehmenden, aber über eines waren sich alle sofort einig: Diese effektartigen Klänge eignen sich wunderbar für ein Hörspiel und müssen deshalb unbedingt aufgenommen werden! Neben Vorschlägen zur Mikrofonierung hatten die Teilnehmenden aber auch noch viele Fragen, etwa zur Raumakustik oder dem Berufsalltag eines Orchestermusikers.

Ein Vibraphon kann auch mit einem Geigenbogen gespielt werden. Das klingt spannend.

Uwe Mattes gab sein Bestes an allen Instrumenten und bearbeitete nicht nur das Vibraphon, so wie im Bild oben, mit einem Geigenbogen, sondern sogar Blumentöpfe und Pauken um einen perfekten Gruselsound für das Hörspiel zu produzieren. Im Anschluss daran wurde es auf dem Vibraphon deutlich melodiöser, während er eine von den Teilnehmenden vorgesungene  Idee in ein Intro zum Hörspiel verwandelte:

Klänge voller Hoffnungsschimmer

Der Gastauftritt sorgte bei allen Beteiligten für Begeisterung und gab der Gruppe nochmal einen Motivationsschub – insbesondere auch durch die spannenden Samples mit denen jetzt weitergearbeitet werden kann. Auf die Frage, welche Bedeutung ein Workshop wie dieser in Pandemiezeiten für die Teilnehmenden hat gab es O-Töne wie „Der Austausch mit anderen ist wichtig für mich, deswegen nehme ich gerne teil!“, „Kreativsein interessiert mich einfach“ und eine  klare Kampfansage an die Herausforderungen: „Man muss ja irgendwie weitermachen! Man muss sich weiterbilden!“

Ein großes Lob vom Musiker Uwe Mattes gab es zum Abschluss an die Teilnehmenden: „Ich bin stolz auf euch, weil ihr, obwohl die Umstände so schwierig sind, etwas Kreatives macht und eine Möglichkeit sucht euch auszudrücken. Ihr werdet immer wieder auf dieses Hörspiel zurückschauen können, das in dieser verrückten Zeit entstanden ist.“

Über eines sind sich auf jeden Fall alle einig: Sobald es wieder möglich ist, werden die Teilnehmenden des Workshops dem Orchester einen Besuch abstatten und die vorgestellten Instrumente selber ausprobieren.

 

Sein Werdegang führte ihn über Rock und Metal bis hin zu einer klassischen Ausbildung am Instrument. Er wirkte bereits in zahlreichen Projekten in den Bereichen Theater, Tanz und Tonstudio mit. An app2music fasziniert ihn vor allem die Möglichkeit, unmittelbar künstlerische Ideen umsetzen zu können, egal mit welcher musikalischen Vorbildung man einsteigt. Die interessanteste App für ihn ist zur Zeit „Sector“ – kontrolliertes Chaos.



Eine Antwort zu “„Man muss ja irgendwie weiter machen!“ – Online-Hörspiele in Corona Zeiten”

  1. Domenak sagt:

    Cooles Projekt macht bestimmt Spaß

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