Erste Kameraerkundung für unsere Musikclips
Es gibt viele Musikapps, die Smartphones und Tablets in unseren app2music-AGs in Musikinstrumente verwandeln können. Aber es gibt auch noch andere Formen mit Apps künstlerisch tätig zu werden. Jedes Smartphone besitzt eine Kamera und mit Videoapps können Schüler_innen ohne besondere technische Ausrüstung Videoclips produzieren. Für unsere Musik-AGs sind natürlich Musikclips besonders relevant und wir möchten einigen Schüler_innen der AGs die Möglichkeit bieten, einen Musikclips zur Eigenkomposition der Gruppe zu produzieren. In diesem Beitrag seien unsere erste Schritte dazu mit Schüler_innen der Glaßbrenner und Scharmützelsee Grundschule dokumentiert.
Bei app2music arbeiten wir mit den Video-Künstlerinnen Ari, Melissa und Liesa zusammen. Grundidee ist eine mediale Erweiterung der app2music-Angebotspalette in Form von künstlerischen Musikclips. Die Musikclips entstehen – wie die Musik ja auch – durch die beteiligten Schüler_innen, wobei die erfahrenen Videokünstlerinnen die künstlerische Gestaltung begleitend als Team-Mitglieder unterstützen.
Wir finden, dass auch für Videoprojekte in der Schule gilt, dass die Vermittlung von Grundkenntnissen der Videokunst von Anfang an praktisch erfolgen sollte.
Impulse für die ersten Schritte finden wir auch bei Medienpädagogen (siehe weiter unten). Im Folgenden will ich meine Erfahrungen aus zwei (im Ablauf ähnlich durchgeführten) AGs schildern.
Was macht eine gute Aufnahme aus?
Zunächst sollen ein paar Grundlagen geschaffen werden. Ich gab den Schüler_innen die Aufgabe, sie sollten möglichst spannende Fotos im Klassenraum und Flur machen. Die Standard-Fotoapp der Tablets genügte dafür. Die 5 gelungensten Fotos konnte jeder bei einer Präsentation zeigen und wir überlegten gemeinsam, was die einzelnen Fotos für uns interessant wirken lässt.
Gleichzeitig brachten die Video-Profis bei der Auswertung Begriffe ein, wie z.B. zur Einstellungsgröße oder Kadrage, also eine Angabe über den im Bild gezeigten Ausschnitt. Die Einstellungen können grob in zwei Hauptgruppen unterteilt werden: Die totalen Einstellungen (engl. long shots) und die nahen Einstellungen (engl. close-ups). Die folgende Darstellung gibt einen Überblick über eine Vielzahl an Einstellungen:
Von Bedeutung für unsere Reflexionen war auch die Wirkung der Perspektiven: allen voran die Frosch- und Vogelperspektive, die sich von der Zentralperspektive (auf Augenhöhe) absetzen und schräge Fluchtlinien.
Außerdem wurde die Wahl des Bildausschnittes thematisiert. Also wie das zentrale Objekt im Bild platziert wird. Dazu haben wir verschiedene Fotos vom selben Gegenstand miteinander verglichen und uns über die Wirkung unterhalten.
Geschichten erzählen
Die zweite Aufgabe bestand darin mit der Videofunktion der Tablets einen kurzen Film aufzunehmen, in dem eine Geschichte erzählt wird. Wieder hatten die Schüler_innen 5-10 Minuten Zeit, frei zu experimentieren. Dafür haben wir die Standard-Videoapp der Tablets genutzt. Schnell entstanden jeweils 3 bis 5 Videoclips, bei denen teilweise die Schüler_innen zur Videoaufnahme einen frei improvisierten Text sprachen.
Effekte
Die dritte Aufgabe hatte das Ziel, dass die Schüler_innen Erfahrungen mit der Wirkung von verschiedenen Videoeffekten sammeln konnten. Wir verwendeten die Videoapp „Video Star“. Auch für diese Aufgabe bekamen die Schüler_innen 5-10 Minuten Zeit zum eigenständigen Experimentieren.
Videoschnitt
Die letzte Aufgabe an den Veranstaltungen bestand darin, dass die Schüler_innen aus den vielen bisher entstandenen Videoaufnahmen und Fotos einen kurzen Film zusammenschneiden konnten. Mein Ziel war es, dass sie dabei die Grundfunktionen der App „Pinnacle Studio“ nutzen lernen und erste Erfahrungen beim Schneiden von Videos sammeln. Die Bedienung der App musste ich keinem lang erklären.
Erstlingswerke
Innerhalb von ca. 60 Minuten sind zahlreiche interessante erste Ergebnisse entstanden. Ich war selbst erstaunt, wie intensiv und wie kreativ die Schüler_innen auf Motivsuche gingen und wie leicht es ihnen fiel, kleine Geschichten zu erfinden und zu filmen.
Dieses Video von Jey zeigt das Ergebnis von einem Schüler, der nur kurz mit der Videoschnittfunktion experimentiert und sich lieber mit der Voice-over-Funktion beschäftigt hatte, indem er seinen zuvor stumm gefilmten Film synchronisierte und nachvertonte. Besonders gelungen finde ich, wie im zweiten Teil des Videos anhand zusätzlich erzeugter Geräusche (Schlüsselbund) eine Steigerung inszeniert wird (ab 1:00).
Das Ergebnisvideo von Glubschbart zeigt, wie er eine Anzahl an Clips und Techniken in seinem Schnitt miteinander kombinierte und sogar am Schluss die Musik ausgeblendet hat.
Das dritte Beispiel zeigt das Video von Luzi. Auch sie hat gekonnt verschiedene Szenen mit Effekten versehen, geschnitten und mit einem Voice-over versehen.
Abschluss
Die letzten 30 Minuten der Workshop-Zeit haben wir in der großen Gruppe dazu genutzt, dass sich die beiden Teilgruppen, die Musik-Gruppe und die Video-Gruppe, gegenseitig gezeigt haben, woran sie gearbeitet haben. Das war sehr spannend für alle, da wir in unterschiedlichen Räumen gewesen waren. Die Schüler_innen hörten/schauten sich die Ergebnisse sehr konzentriert an und wir gaben einander Feedback.
Für mich war sehr interessant, dass bei den Kamera-Erkundungen die Bedienung der Apps keine besonderen Hürden entstanden sind. Die überwiegende Zeit hatten sich die Schüler_innen auf die Bildgestaltung und der Inszenierung der Geschichten konzentrieren können. In den nächsten Stunden soll auf die gemachten Erfahrungen aufgebaut werden. Dazu werden die Songtexte der Musik-Gruppen und eine Probe-Musikaufnahme eine Grundlage sein, konkrete Musikclips für die Konzertpräsentation zu schaffen. In dieser Phase werden so die musikalischen Ergebnisse der einen Gruppe auf die visuelle künstlerische Darstellung der Clips aufeinander bezogen und es entstehen kooperative Musikclips.
Tipps und Hinweise für das Aufnehmen von Videos und Fotos mit dem Smartphone
Quelle: Unterlagen aus dem Workshop Handyvideo der Fachtagung „Medienkompetenz verbindet“ (2014) von Tobias Falke
- Kameralinse säubern
- Fusseln, Staub oder Fingerabdrücke können unerwünschte Punkte oder Schlieren auf den Bildern hinterlassen
- am Besten mit einem trockenen, fusselfreien Tuch
- Stabilisierung nutzen
- Smartphonebilder verwackeln schnell, besonders bei schlechten Lichtverhältnissen
- für Smartphones gibt es spezielle Ministative, die zur Stabilisierung genutzt werden können
- Hilfslinien nutzen
- geöffnete Kamerafunktion / Einstellungen / Hilfslinien / Ein
- sie dienen zur Einhaltung der Drittel-Regel, d.h. für ein harmonisches Bild platziert man wichtige Bildelemente (Personen, Gegenstände) nicht in der Bildmitte, sondern an den Schnittkanten der beiden äußeren Hilfslinien
- Bewegen statt Zoomen
- Zoomen senkt die Qualität der Aufnahme und dient nur als Notlösung. Besser: Näher an das Motiv herangehen
- Das Licht beachten
- kontrastreiche Bilder stellen für Smartphones immer noch ein Problem dar, darum müssen die Lichtverhältnisse beachtet werden, die Sonne im Rücken führt zu einer ausgewogeneren Belichtung, Kamera in Richtung Sonne führt zu einem starken Blendeffekt, mit dem passenden Motiv kann dieser Effekt jedoch als atmosphärisches Stilmittel genutzt werden
- in geschlossenen Räumen sollte …
- Filmen im Querformat
- beim Filmdreh mit dem Smartphone ist es wichtig, dieses quer zu halten
- Filmen im Hochformat führt zu gekippten Bildern
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