Musik mit Apps auf der TINCON
Wie kann mit Apps – wie in Bands oder Orchestern – gemeinsam musiziert werden? Mit elektronischen Instrumenten war das schon immer etwas schwieriger – doch nun gibt es eine Netzwerk-Lösung um das Zusammenspiel zu vereinfachen. Auf der TINCON sollte diese #LINK-Technologie mit vielen Jugendlichen in einem explorativen Workshop erprobt werden. Soviel vorweg: Es hat geklappt! Ihr könnt es in diesem Beitrag lernen, wie’s funktioniert und auch Ergebnisse hören.
TINCON steht für „teenageinternetwork convention“: Drei Tage lang trafen sich Jugendliche in Berlin im Haus der Berliner Festspiele, um sich mit viel Spaß in Workshops und durch Vorträge und Aktionen mit ihrer (nicht nur) digitalen Gegenwart und Zukunft auseinanderzusetzen.
Unter den fast 100 Angeboten im Programm der TINCON fanden gleich zwei Workshops statt, die sich rund um das Thema Musikmachen mit Apps drehten. Sie wurden von Ulrich Tausend, ein leidenschaftlicher Medienpädagoge, der aktuell mit Lightpainting Furore macht, vom Appmusiker Matthias Krebs von der Forschungsstelle Appmusik und app2music und vom Musiker Piotr Niedzwiecki geleitet.
Idee war es, auf der TINCON das bisher größte spontane Live-Session-Ensemble zu gründen, das – mit über WLAN verbunden – mit Musikapps musiziert. Innerhalb von 90 Minuten lernten die 17 Jugendlichen verschiedene Musikapps spielen und musizierten gemeinsam, mit etwas Übung und Tipps für die musikalische Gestaltung. Das Ergebnis konnte sich hören lassen und erzeugte nicht nur bei den Beteiligten Glücksgefühle…
Zum warm werden: PlayGround auf dem iPad
Für viele der Jugendlichen war die App PlayGround (mehr zur App hier…) eine gute Möglichkeit für dem Einstieg in das Musizieren mit Apps. Das lief so ab, dass sich 3er-Gruppen fanden, die dann gemeinsam ihren ersten Song entwickelten. Waren sich alle einige, wurde eine Live-Performance als Audio und Videodatei aufgenommen. So könnt ihr euch den Prozess des Aushandelns der musikalsichen Ideen vorstellen:
Und das folgende Video zeigt die finale Performance der drei. Ihr seht links die Hände und rechts könnt ihr die Darstellung der App sehen. Da sieht man sehr genau, wie koordiniert das Spiel der drei ist.
Insgesamt haben sich etwa 7 Bands gefunden, die sich für etwa 10-20 Minuten mit der App PlayGround beschäftigt haben, um gemeinsam Musik zu machen. Die Aufnahmen, die auf dem iPad gespeichert wurden, sind in einer Playlist auf Soundcloud zusammengefügt:
Eine tolle Erfahrung ist es für Kinder und Jugendliche, wenn auch mal mit den Eltern gemeinsam musiziert werden kann. Geschehen ist das am Sonntag, da hatten auch über 19jährige Zugang zur TINCON. 😉
Der Appmusik-Workshop hatte aber noch mehr zu bieten. Auf kleinen Tischen warteten ein Mischpult und iPads mit verschiedenen Apps auf die Teilnehmenden.
LINK together: Musikmachen in einem großen Orchester
Im Kern des Appmusik-Workshops ging es um das gemeinsame Musizieren mit verschiedenen Musikapps in spontanen Bands. Zunächst konnten die Teilnehmenden sich eine App auswählen und diese für sich mit Kopfhörern erkunden und spielen lernen. Wer Hilfe benötigte, konnte sich von uns Anleitenden Tipps holen.
Wie kann man interessante Beats komponieren? Welche Akkorde passen zu einander? Wie kann ich meine Melodie umsetzen? In welcher Tonart spielen wir? Kann ich die Aufnahme auch zu Hause anhören? Welche Musikapp ist das?
Nach diesem Einstieg wurden an den kleinen Tischen zunächst 4er-Bands gegründet. In den Gruppen galt es nun innerhalb von 15 Minuten einen gemeinsamen Song zu entwickeln, der dann den anderen Gruppen präsentiert wurde. Über das JamHub-Mischpult war es möglich, dass sich die Jugendlichen ihre Tablets am Tisch hören konnten, wodurch das miteinander Musizieren mit Kopfhörern gelang. So probten alle 4 Bands gleichzeitig konzentriert an ihrer Musik.
Das Besondere am Setup bei der TINCON war, dass die Apps alle im Gleichen Tempo und im gleichen Takt spielten. Dafür gibt es eine neue Technologie, die wir bei app2music schon seit Ende letzten Jahres in den Musik-AGs in kleinen Gruppen erproben – Ableton Link. Über ein Netzwerk, in das die iPads eingeloggt sind, werden die Apps untereinander synchronisiert.
Welche Musikapps wir verwendet haben, könnt ihr auf dieser Folie wiederfinden:
Bei all diesen Musikapps gibt es im Einstellungsmenü die Option, dass sich die jeweilige App im Netzwerk orientiert und dann das Tempo untereinander abgestimmt wird. Dafür braucht es kein Internet, sondern ein lokales Netzwerk reicht dafür aus.
In der finalen Phase des Workshops wurde schließlich alle 4 Tisch-Bands zu einem großen „Orchester“ zusammengeführt. Dazu wurden die Tisch-Mischpulte gemeinsam an die große PA-Anlage im Haus der Berliner Festspiele angeschlossen. Wir hatten noch gute 15 Minuten Zeit für mehrere gemeinsame Durchgänge zur Probe.
Dabei wurde nach jedem Durchgang gemeinsam abgestimmt, was noch an der gemeinsamen Performance verbessert werden kann. „Das Flöten-Solo passt toll in den zweiten Teil.“ „Am Anfang soll es leise beginnen, und dann der Schlagzeugeinsatz.“ „Auch das Ende sollte noch einmal geprobt werden und auch die Synthi-Fläche muss hörbar werden.“ Dazu muss sich diszipliniert werden – es klingt besser, wenn nicht immer alle gleichzeitig spielen.
Diese zwei Aufnahmen haben wir zum Abschluss gemacht. Wir finden sie echt gelungen!
Fazit
Wir Workshop-Leiter waren begeistert, von der aufgeschlossenen und konzentrierten Probenarbeit der Jugendlichen mit den Musikapps. Schräge Töne, zu laute Einsätze und Kabelbrummen wurden nicht einfach hingenommen, sondern beständig nach gut klingenden Lösungen gesucht. Schon bei den Zwischenpräsentationen zeichnete sich ab, dass die Gruppe schnell sicherer im Umgang mit den Apps wurde, um eigene musikalische Ideen umzusetzen.
Die Premiere für das bisher größte spontane Live-Session-Ensemble ist gelungen. Wir waren alle stolz über die Musik, die wir gemeinsam musiziert haben.
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