»Soundrop« – Spielend musizieren

Marc Godau | 28. Mai 2014

Soundrop AppSwitch iPhone Ehlers 12.03.2014- 6

Lehrer: »Welche Musikapp magst du am meisten?«

Schüler: »Soundrop.«

Lehrer: »Okay :-/ ?!?«

 

Es gibt eine Reihe Artikel, in denen ich bereits auf die App “Soundrop” kurz eingegangen bin. Die App, der ein simples Spielprinzip zugrundeliegt, erfreut sich in jeder “AppSwitch-Session” höchster Beliebtheit unter den Schüler_innen, darum möchte ich hier einmal der Frage nachgehen, was sich daraus für die Arbeit innerhalb der AG ableiten lässt. Das Video soll einen Einblick darüber geben, dass diese App mehr bietet als nur reine Ablenkung.
Schüler_innen aller Altersstufen lieben es mit “Soundrop” zu experimentieren.

Soundrop?

Die Funktion der App kann schnell beschrieben werden: Auf schwarzem Hintergrund fallen weiße ‚Tropfen’ stetig aus einem ‚Loch’. Mit dem Finger kann man Geraden in allen denkbaren Ausrichtungen und Längen zeichnen; auch deren Anzahl ist nicht begrenzt. Fällt ein Tropfen auf eine dieser Geraden, so erklingt ein Marimba-Ton einer pentatonischen Tonleiter, der je nach Position der Geraden variiert. Besonders ist, dass im unteren Fünftel der Oberfläche nur der höchste Ton erklingt, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass man jedes Mal mit demselben Ton anfängt. Erst nach oben hin werden die Abstände zwischen zwei unterschiedlichen Tönen geringer.

Soundrop-App
Die App ist sowohl für iPhone/iPod als auch für das iPad erhältlich und in der Grundversion kostenlos. Für andere Mobilsysteme ist mir keine vergleichbare App bekannt

So minimalistisch diese App anmutet, so groß ist ihr scheinbares Anziehungspotential. Soundrop wird von der Mehrzahl der AG-Teilnehmer_innen gern benutzt und darunter vor allem von 7. Klässler_innen. Mitchy Blake hat sich sogar die erweiterte Version der App auf ihr Handy geladen, in der man z.B. noch Sounds und die bpm verändern kann. Auch in anderen Projekten mit Schüler_innen und Student_innen habe ich immer wieder die intensive Nutzung von Soundrop miterlebt.

Nutzung von Soundrop in pädagogischen Kontexten

Ich habe ein wenig nach pädagogischer Nutzung dieser App im Internet gesucht. Bei diesen Recherchen stieß ich auf eine kurze Erwähnung eines Appmusik-Berichts beim britischen MusicalFutures-Projekt. In einem kurzen Fallbeispiel wird erwähnt, dass „[a]lthough the musical output of some of these Apps is negligible to begin with, in the hands of a good student some very high quality music can be created, and other students benefit by having an engaging time with music.“ (MusicalFutures S.6) Anderenorts, im Music Education Magazine (S.32) beschreibt derselbe Autor, wie er selbst mit Klassen Soundrop nutzt. Im Kontext der Förderung der rhythmischen Wahrnehmung wirddabei die Aufgabe gestellt, erst einen spezifischen Rhythmus und danach eine spezifische Melodie zu generieren. Nun zeigt diese Beschreibung eher die musikdidaktischer Motivation, die auf einzelne Kompetenzbereiche abzielt. Es ist mithin eine topdown-Methode, was kurz als Nutzung mobiler Digitalgeräte für schulische Zwecke umschrieben werden kann. Die alltäglichere explorative Herangehensweise wird dabei weniger angesprochen.

Artikel im Music Education Magazine 2012

Artikel im Music Education Magazine 2012

Soundrop-MusicEducationMagazine 2012Soundrop wird innerhalb der Appmusik-AG regelmäßig in “AppSwitching-Sessions” genutzt, in denen es eben nicht um fremdgesetzte Ziele geht, sondern um das selbstinitiierte Austesten von Musikapps. Meine Beobachtung der Nutzung ist dabei, dass die einzelnen Tropfen eingesperrt werden, bis es auf Grund des nicht anhaltenden Stroms an Tropfen zu einem klanglichen Wirrwarr (siehe Video) kommt. Dies erinnert mich an weißes Rauschen, da keine einzelnen Rhythmen oder Töne abgrenzbar werden, sondern sich zu einem Clusterklang und -rhythmus vermischt.

 

 

Wie motiviert die App?

Die Frage, die sich mir aufdrängt, ist die, zu welchem Umgang mit Musik diese App motiviert. Ist es die Herstellung von Clusterklängen, die darin endet, dass gefragt wird, wie man das Ding wieder stoppen kann? Ist es das Zeichnen von Geraden? Auf mein Fragen hin sagte Rufus, dass die App genau deswegen so toll sei, weil man spielt. Das klärt für mich noch nicht so viel. Denn es bleibt ja offen, welches Spiel man denn dabei spielt? Diese Frage brachte mich dazu, der Sache näher auf den Grund zu gehen.

Artikel im Music Education Magazine 2012

Ich bat Mitchy Blake mir darüber zu erzählen, wie sie die App nutzt und was so spannend daran sei. Sie zeigte mir wie im Video zu sehen die Bedienung der App, die weit über das hinaus ging, was ich oben beschrieben habe. Sie schilderte, wie sie die Töne, Geschwindigkeit und die Bewegungssteuerung nutzt, um damit Klänge zu produzieren. Auf die Frage danach, was denn so spannend sei, deutete auch sie den Spielcharakter der App an. Das Spiel bestehe darin, die Kügelchen bzw. Tropfen einzusperren. Da die Kügelchen anscheinend auch von selbst aus den durch die Geraden gezeichneten Gefängnissen entweichen, muss man als Spieler_in stets dagegen arbeiten.

Trollgollem, unser neuester Mitspieler, sagte sogar, dass es nur wenig mit Musikmachen zu tun habe, sondern es eher um das Auffangen bzw. Koordinieren der Tropfen gehe. Das Klangergebnis ist zwar „schön“, aber anscheinend marginal.

Nur eine Spieleapp?

Nun könnte man meinen, dass man dazu auch einfach eine andere Spieleapp nutzen könne, jedoch erwähnen alle Soundrop-Nutzer_innen der Ehlers-AG, dass eben die entstehenden Sounds die Nutzung attraktiv machen. Dadurch kann das Klangergebnis marginal, aber eben nicht unnütz sein. In der Beobachtung von Mitchys Spiel mit der App fiel dann noch auf, wie sie an einer Stelle großer Unruhe die App mit den Worten auf Null schaltete: »Ach, wie schön. Diese Stille.« Danach begann das Spiel von Neuem.

Spiele spielt man zusammen

Neben dieser ästhetischen Dimension der Nutzung kommt eine soziale hinzu. Soundrop wird selten allein genutzt, sondern – und dies erinnerte an Situationen videospielender Schüler_innen: Einer spielt und die anderen schauen zu, lachen und kommentieren.

Soundrop auf iPad und iPhone_0254 1

Schüler haben Spaß mit Soundrop

Es scheint fast so, als würde die Steigerung des Geschehens in der App in die Gruppe übertragen. Das heißt, je lauter und undurchsichtiger der Klang, desto expressiver das Miteinander.

Und nun?

Nachdem ich diesem Phänomen etwas nachgegangen bin, verstehe ich besser, welchen Reiz Soundrop bieten kann. Es handelt sich meines Verständnisses nach eben um eine App, die in besonderer Weise eine spielend musikalische Nutzung provoziert. Die Frage ist nun eine nach den Konsequenzen für das weitere Vorgehen innerhalb der AG:

 

Belassen wir es dabei, dass die Teilnehmer_innen innerhalb von Appswitch-Sessions Soundrop nutzen oder versuchen wir eine stärkere Einbindung wie im angeführten britische Beispiel? Die Frage drängt sich gerade durch die darauf bezogene Problematik, dass die formale Einbeziehung in  den Unterricht recht wenig mit dem zu tun hat, was ich bei meinen App-Kids beobachte.

 



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