Tandemprojekt: Werbefilmmusik komponieren im Musikunterricht

Erik Noack | 11. Dezember 2016

Als neues Bildungsangebot von app2music gestalten wir gemeinsam mit Musiklehrer*innen eine Unterrichtsstunde. Im Rahmen dieses neuen Konzeptes “Tandem” haben am 9.12. unsere Musiker*innen Julian, Erik, Sarah, Nadja und Mika am Berliner Hermann-Ehlers-Gymnasium mitgewirkt.

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Gruppenarbeit: Jeweils 3 Schüler_innen teilten sich ein iPad um darauf gemeinsam ihre Werbemusiken zu komponieren. // Foto: Sarah Wölker

Thema des Tandems – das insgesamt über fünf Stunden lief und wovon wir eine Doppelstunde gestaltet haben – war: Werbefilmmusik selbst zu komponieren und aufzuführen.

App-Vertising!?

8. Klasse, 33 Schüler*innen! Wir haben uns in der Konzeption für eine Arbeit in Kleingruppen entschieden. Es haben jeweils 2-3 Schüler*innen gemeinsam an einem Tablet gearbeitet. Die dabei verwendete Musikapp heißt „Blocs Wave“ und ist eine Art Looper. Die Schüler konnten aus einer großen Auswahl an mitgelieferten Loops auswählen, aber auch eigene Samples aufnehmen und damit Musizieren.

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Die Musikapp „Blocs Wave“ bietet 8 Sample-Slots (oben) sowie einen Loop-Editor und sowie die Möglichkeit eigene Aufnahmen zu machen.

Die Schüler*innen haben sich im ersten schritt zum jeweiligen Video passende Loops aus der Library gesucht, diese arrangiert und bearbeitet. Im zweiten Schritt sollten sie sich einen Slogan überlegen, den sie aufgenommen und verfremdet in die Musik integriert haben.

Hier nun die verschiedenen Ergebnisse der insgesamt 5 betreuten Gruppen:

Fresher als dein Verstand

Der Spot zeigt einen sportlich dynamischen Lifestyle in knalligen Farben. Innerhalb der 21 Sekunden wird ganze drei Mal “Orbit” eingeblendet. Bei dieser Werbung ist das Produkt nicht austauschbar denn die Protagonisten schieben sich beim Surfen und Heißluftballon fahren immer wieder subtil Kaugummi in den Mund. In der Betrachtung ohne Ton fehlt der eigens dafür komponierte Gesang, welcher den langanhaltenden Geschmack anpreist.

Das Video blieb für die Schüler*innen stumm. Besonders spannend war, welche Aspekte des Videos die Schüler*innen für wichtig hielten. Da in dieser Gruppe gleich zu Beginn das Video gezeigt wurde, hat wohl die Bildsprache von Anfang an die Entscheidungen darüber, welche Loops gespielt werden, beeinflusst. Die Leistung der Schüler bestand auch darin, den Ton für eine Werbung zu treffen die (von 1990) nicht aus ihrer Zeit stammt.

Die Aufgabe dafür etwas selbst aufgenommenes als Slogan oder Jingle zu benutzen, sorgte nicht nur für eine Menge Spaß, sondern hat zum Teambuilding geführt. Aus den jeweils zwei Schülern an einem iPad wurden vier, die ihre Sounds aufeinander abgestimmt haben.

Als kurz vor der Endpräsentation klar war, dass eine der zwei erarbeiteten Versionen ausgewählt werden müsste, haben sich die Gruppen die Namen der Loops herausgesucht und angeglichen. Das führte zu der Feststellung, dass es wegen der unterschiedlich eingestellten Tempi immer noch anders klingt, so dass über die sich verändernde Wirkung länger diskutiert wurde.

Erstaunlich schnell wurde entschieden, welcher der beiden gesprochenen Slogans gespielt werden sollte. Bei der Präsentation waren dann alle sehr aufgeregt, denn hier wurde die Zusammenarbeit und die finale Einigungen der Gruppe auf die Probe gestellt.

 

JENGAAAAAAA!

Der Jenga-Werbespot ist ein fabelhaftes Beispiel für die Art und Weise mit der Spielzeug und Spiele in den 90er Jahren vermarktet wurden: Der Versuch Aufregung und Spannung durch schnelle Schnitte und schräge Kameraeinstellungen zu erzeugen.

Die Schüler*innen geschmunzelten darüber, wie unglaublich euphorisiert die Darsteller*innen in dem Video waren. All das nur wegen eines einfachen Spiels mit Holzklötzen.

Welche musikalischen Mittel in diesem Spot passend sein könnten, darüber waren sich die Schüler*innen schnell einig. Auf Grund der hohen Geschwindigkeit der Schnitte, wurde nach deutlich energetischen Samples gesucht. Rockmusik, Elektronic/Techno. Dadurch bedingt, dass einige den Stil und Tonfall der Original-Werbung schon kannten, wurde das Aufnehmen von gesprochenen Samples mit dem Text “Jenga” zu einem wichtigen Bestandteil der Performance. Deshalb wurde im Grunde genommen auf einen zusätzlichen Slogan verzichtet. Die gesamte Botschaft und der Slogan wurden auf ein einziges Wort reduziert, nämlich den Produktnamen.

Nach einer kurzen Demonstration der wichtigsten Funktionen der Musikapp Blocs Wave, begannen die SuS selbstständig mit den Loops und den Bearbeitungsfunktionen der App zu experimentieren. Sie nutzten sogar eher schwer zu erreichende Features, wie das editieren im Stereobild. Niemand war von der eigentlich recht komplexen App überfordert. Im Gegenteil, denn sobald die Einarbeitung vorbei war, wurde das Video zielgerichtet vertont.

Man konnte gut beobachten, wie die anfängliche Skepsis der Schüler*innen durch eine zunehmend konzentrierte Arbeitsweise ersetzt wurde. Als eine Entscheidung getroffen werden musste, welche der drei Gruppen ihre Vertonung präsentieren soll, war jeder von seiner Version überzeugt und die endgültige Wahl fiel daher nicht leicht.

 

Du bist der Babo!

In der Werbung von Hornbach “Du lebst. Erinnerst du dich?“ stürzt sich ein Mann nackt den Berg hinunter. Die bildgewaltige und hypnotische Sturz-Sequenz  symbolisiert seinen Leidensweg. Nichtsdestotrotz scheint er den schmerzhaften Sturz zu genießen. Erst am Ende realisieren die Zuschauer*innen, dass es darum geht, wie er durch ein Erfolgserlebnis in seinem persönlichen Gartenprojekt ein Stück weit zu sich selbst findet.

Die Atmosphäre des Werbespots ist besonders einnehmend. Es gibt sehr skurrile und  lustige Momente. Bei den Schüler*innen kam die Stuntsequenz natürlich super an und bot vielfältige Anlässe für unterschiedliche musikalische Lösungsansätze.

Dadurch, dass ein Großteil des Werbespots in Zeitlupe abläuft, war den Schüler*innen in den beiden Gruppen schnell klar mit welchen musikalischen Mitteln sie ihren gewünschten Wirkung erzielen können. Trotz der actionreichen Szene lautete die Devise: Ruhe. Ein interessanter Kontrast. Beide Gruppen haben sich für Ambientsounds und subtile Soundeffekte entschieden, eine Gruppe sogar bewusst gegen Drumloops. Die Präsentationsgruppe wählte einen langsamen Trap-Beat. Das Klaviersample startet sobald der Mann sich den Berg hinunter stürzt.

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Präsentation: Aus jeder Gruppe konnte eines der beiden Teams ihr Ergebnis vor der ganzen Klasse präsentieren. Innerhalb der Gruppe musste sich geeinigt werden, wer vorstellt. // Foto: Sarah Wölker

In einer kleinen Diskussion kamen wir zu dem Schluss, dass der Slogan eine Empowerment-Aussage enthalten sollte. Positives Denken und das Gefühl etwas geschafft zu haben sowie sich seiner Selbst bewusst zu sein, sollte verdeutlicht werden. In Anlehnung an die Social-Marketing-Kampagne von 2006  “Du bist Deutschland” und dem Song “Chabos wissen wer der Babo ist” von Rapper Haftbefehl entstand der Slogan “Du bist der Babo!”. Alternativen wären gewesen “du bist der Boss/King“ oder auch die Aufforderung “Pack das Problem bei der Wurzel”.

Die Bedienung der App wurde von den Schüler*innen schneller als erwartet begriffen. Loops auswählen sowie die Aufnahmefunktion wurde ohne besondere Erläuterung verwendet. Eventuelle Wissenslücken wurden geschlossen, indem sich beide 3er Gruppen gegenseitig die noch nicht bekannten Funktionen vorstellten. Nach ca. 20 min Zeit zur Aneignung der Musikapp Blocs Wave, wurde der Werbespot gezeigt und sofort zielgerichtet an der musikalischen Gestaltung gearbeitet.

Beide Gruppen waren so überzeugt von ihren Resultaten, dass die Wahl, wer präsentieren sollte, schwer fiel. Alle wollten präsentieren. Letztendlich wurde durch Schnick-Schnack-Schnuck entschieden.

 

Starke Milch

Diese japanische Werbung ist nicht nur mit dem typischen ausgefallenen Humor aus dem Land der aufgehenden Sonnen beschienen, sondern erzeugt auch durch den Schnitt eine hohe Spannung. Daher war das Video (ohne Ton) für die Schüler*innen von vornherein eine spannende und unterhaltsame Vorlage für eine selbstkomponierte Werbemusik.

In der Auswahl der Loops haben sich die Schüler*innen für besonders energiegeladene Loops entschieden, die aber durch ihre Instrumentierung und Gleichmässigkeit im Kontrast zu den Schnitt des Videos standen.

Mit dem Slogan ‘Vernichten und Stärken’ haben die Schüler*innen die überzeichnete Kernaussage des Clips mit Ironie aufgegriffen: Milch würde Stark genug machen, um einen Löwen zu besiegen.

Die Schüler*innen haben in etwa 60 Minuten Arbeitszeit im ersten Schritt die App Blocs Wave selbst angeeignet und die vollständige Musik samt Jingle geschaffen. Dabei habe sie sich gegenseitig unterstütz und am Schluss wirklich ein gemeinsames Werk geschaffen, worauf sie bei der Präsentation sichtlich Stolz zu sein schienen. Zurecht!

 

Wir lassen die Küken tanzen

Der asiatische Werbeclip für eine Mobiltelefongesellschaft bestand im Grunde aus zwei klar nachvollziehbaren Grundstimmungen, was beide Gruppen á 3 Schüler*innen auch sofort erkannten und verbalisierten. “ Und hier muss ein Wechsel von einer ruhigeren Musik zu einer Musik, “die abgeht”, stattfinden!“

So wie in der Stummfilmmusik der Pianist zum dynamischen musikalischen Untermalen des Filmes oft auf eine Sammlung aus Repertoirstücken zurückgriff, so entwickelten die Schüler im ersten Schritt aus verschiedenen Loops ihre Musik passend zu den Ereignissen im Video zusammen.

Dabei wurde in den Gruppen während des Ausprobierens ausführlich diskutiert, was passend klingt und was noch nicht so richtig stimmig ist. Eine Gruppe entschied sich schließlich, die Musik nochmals in der Stimmung detaillierter ans Geschehen anzupassen. Leider wurde bei der Präsentation nicht alles aufgenommen, so kann man im Video das Ende nicht mehr sehen, wo der Slogan erklingt. Insgesamt fand aber zur Findung der jeweiligen Slogans in den Gruppen ein reger Austausch statt, wobei auch kritisch jede Alternative diskutiert wurde. Zum Beispiel fielen da Sätze wie “Das ist zu lang.” oder “ Das klingt noch nicht so richtig.” bis der jeweilige Slogan in den beiden Gruppen final feststand.

Nachdem jede Gruppe ihre musikalischen Inhalte fertig gestaltet hatte, ging die Gruppenarbeit in eine konzentrierte Phase über, um die musikalische Performance einzuüben und möglichst passend live die Loops zum Video möglichst synchron abzuspielen.

Schön war zu beobachten, dass die Schüler*innen zumeist eigenständig  arbeiteten und sich in den jeweiligen Gruppen rege austauschten. Auch waren sie am Ende sehr selbstkritisch und entschieden sich für den Vortrag vor der Klasse klar für ein Gruppenergebnis, da dort die Umsetzung der Musikwechsel  als gelungener befunden wurde.

Mit dem Ergebnis schienen alle zufrieden zu sein und der Umgang der Schüler*innen war im Miteinander sehr wertschätzend.

Fazit

Die Aufmerksamkeit und der Respekt, den die Schüler*innen während der gemeinsamen Abschlusspräsentation für die Ergebnisse aufbrachten, hat uns gezeigt, wie gelungen und bedeutungsvoll sie ihr eigenes Arbeitsergebnis empfunden haben. Als Feedback gaben uns die Schüler*innen mit, dass sie diese Stunde nicht als Unterricht empfunden haben. In Anbetracht der konzentrierten Arbeitsweise und der differenzierten Auswahl und Gestaltungsprozesse, werten wir dieses Feedback als positives Votum und freuen uns auf viele weitere Tandems mit so tollen Schüler*innen und so engagierten Musiklehrer*innen.

…ist Gitarrist und Songwriter. Maßgeblich beeinflusst ist er durch Heavy-Metal-Musik sowie dem „shredgenre“. Er ist größtenteils Autodidakt mit Weiterbildung an der Jazzschule Berlin und viel Liveerfahrung im Rock und Metalkontext: u. a. durch zahlreiche Festivalauftritte mit der „Maximaltechnogruppe“ Schluck den Druck. Seit April 2015 leitet er an Berliner Grundschulen Appmusik-AGs und ist begeistert von den digitalen und didaktischen Möglichkeiten in Bereich Songwriting und Bandarbeit, was mit Kindern ohne besondere musikalische Vorerfahrungen toll läuft. Soundprism sowie ThumbJam im „cello“-Mode begeistern ihn in Sachen Appmusik ganz besonders.



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